Der Mönchspfeffer

Diese Pflanze hat Tradition: Der Mönchspfeffer (Vitex agnus-castus) ist eine altbekannte Heilpflanze aus dem Mittelmeerraum.

 

Der Mönchspfeffer stammt aus dem Mittelmeerraum. In seiner Heimat wächst er gerne an warmen, sonnigen Plätzen mit genug Feuchtigkeit und Nährstoffen im Boden. Er blüht von Juli bis September mit blauen bis blass lilafarbenen Blüten, die in sogenannten Scheinquirlen am Baum oder Strauch stehen und süßlich duften. Seine Blätter sind gefingert, die einzelnen Finger sind ganzrandig und erinnern ein wenig an Hanfblätter. Wenn man den Baum an den Blättern oder an den Zweigen berührt ("reiben und riechen" = alter Botaniker-Spruch), verströmt er einen sehr aromatischen Duft. Er gehört zu den Lippenblütlern (Lamiaceae).  

 

Bekannt ist der Mönchspfeffer hierzulande vor allem als Heilpflanze. Aufgrund seiner hormonregulierenden Wirkung wird er zur Behandlung von verschiedenen Frauenleiden eingesetzt. Traditionell wurde er früher von Mönchen zur Dämpfung des Sexualtriebs eingenommen. Wegen des würzigen Geschmacks der Früchte, die über das Essen gestreut wurden, heißt die Pflanze "Mönchspfeffer". Ein weiterer, eher altertümlicher Name ist "Keuschlamm", wie auch der latenische Name agnus (= Lamm) - castus (= keusch) andeutet (da der Begriff Keuschlamm zusammen geschrieben wird, habe ich als Kind beim Blättern in alten Heilpflanzenbüchern immer Keu-Schlamm gelesen und mich gefragt, was das sein soll... eine Art Fangopackung? ;-) Aber: Er ist eine mächtige Heilpflanze und sollte daher auf keinen Fall einfach wahllos eingeworfen werden. Für Schwangere und bei Erkrankungen, die durch Geschlechtshormone beeinflusst werden, ist der Mönchspfeffer sowieso tabu. Er kann auch durchaus Nebenwirkungen wie zum Beispiel Ausschlag, Kopfschmerz oder Verdauungsbeschwerden verursachen. Also lieber erst den Arzt/Apotheker fragen. Richtig eingesetzt kann die Pflanze möglicherweise gut helfen.

 

Wegen seiner ausgleichenden Wirkung auf den Cortisolspielgel wird der Mönchspfeffer auch bei Pferden verwendet, die an der sogenannten PPID (Pituitary Pars Intermedia Dysfunction = einfach übersetzt einer Fehlfuktion eines Teils der Hirnanhangdrüse) leiden, auch bekannt als "Cushing-Syndrom" (und ja, Cushing wird "Kuschin" ausgesprochen, genau wie der Name des Entdeckers der Krankheit, Harvey Williams Cushing, und nicht "Kaschin"). Auch bei Stuten, die gefühlt permanent rossig sind und einen in dieser Phase am liebsten zum Frühstück verspeisen würden, wird der Mönchspfeffer eingesetzt, ebenso bei Hengsten und stark "hengstigen" Wallachen. Aber auch hier gilt: Erst den Tierarzt fragen und das Pferd vorher untersuchen lassen. Für tragende Stuten ist die Pflanze nicht geeignet.

 

Auch magisch hat der Mönchspfeffer einiges zu bieten. Er war der griechischen Göttin Hera geweiht, der Göttin der Ehe und der Familie (irgendwie naheliegend: Richtig angewendet/gewürzt verhindert die Pflanze, dass der Haussegen wegen des ausschweifenden Lebens des Göttergatten oder der Göttergattin schief hängt... :-) Sie wurde aufgrund ihres würzigen Duftes auch zum Schutz des Hauses gegen böse Dämonen verwendet (das sind die mit den empfindlichen Nasen - zumindest was Wohlgerüche angeht). Astrologisch gehört sie zum Mond.

 

Ich habe den Mönchspfeffer vor einigen Jahren als kleinen Setzling geschenkt bekommen. Da er als mäßig frosthart gilt und hier die Winter im ungünstigen Fall auch mal sehr kalt werden können, habe ich ihn im Winter im Haus behalten. Allerdings kam der Kleine mit den warmen Zimmertemperaturen so gar nicht zurecht und war ständig voller Spinnmilben. Also habe ich ihn mutig an die geschützteste, wärmste und sonnigste Stelle im Garten gesetzt, ihn in den ersten Wintern dick eingewickelt und im Frühjahr leicht gedüngt (damit ist er im Garten eine der wenigen Ausnahmen, die überhaupt Dünger (Hornmehl) bekommen). Naja, jetzt ist er vier Meter hoch.

 

Wie empfindlich der Mönchspfeffer in Bezug auf Temperaturen ist, kann man im Herbst beobachten. Gibt es die ersten leichten Nachtfröste etwas zu früh im Jahr, haut ihm das auf einen Schlag fast alle Blätter weg, während die heimischen Bäume davon komplett unbeeindruckt sind. In manchen Jahren zeigt er eine blassgelbe Herbstfärbung, wenn ihm denn die Zeit dazu bleibt. Auch der Austrieb ist mit Mai oder Juni später als der Austrieb heimischer Pflanzen. Er braucht eben sehr viel Wärme, bis er mal in die Gänge kommt. Daher hat man mitten im Frühling, wenn alles grünt und blüht, zunächst einen kahlen Strauch im Garten. Ich bin oft gefragt worden, ob der Strauch abgestorben ist. Aber bei genauem Hinsehen kann man die winzigen Knospen erkennen. Es ist einfach etwas Geduld gefragt. Das Schöne am Mönchspfeffer ist aber, dass er sehr intensiv von Insekten und vor allem von Schmetterlingen besucht wird. Da macht er dem Schmetterlingsflieder durchaus Konkurrenz.

 

Wenn du den Mönchspfeffer im Garten haben möchtest: Wichtig für eine erfolgreiche Kultur sind ein sonniger, warmer, geschützter Standort mit genug Nährstoffen und Wasser, im Winter ggf. ein "Schal" und viel Geduld :-)

Vom Stöckchen zum imposanten Busch: Bei der richtigen Standortwahl und guter Pflege wird der Mönchspfeffer ziemlich groß.

Such' den Schmetterling: Der Mönchspfeffer wird von den Flattertierchen gerne besucht.

Das Blatt des Mönchspfeffers ist gefingert und sieht etwas nach Hanf aus.

Wichtig! Bitte beachten!

 

Ich bin weder Ärztin noch Heilpraktikerin noch Apothekerin. Die in einigen Artikeln beschriebenen Wirkungen von Pflanzen haben lediglich informativen Charakter und beruhen auf dem Wissen aus meiner akademischen Ausbildung als Botanikerin sowie auf eigenen Erfahrungen. Alle Angaben wurden nach bestem Wissen und Gewissen gemacht. Ich übernehme keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben. Es wird ebenso keine Haftung für eventuelle Schäden durch die unsachgemäße Verwendung von Pflanzen und deren Zubereitungen übernommen.

 

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