Artenkenntnis to go: Der Stinkende Storchschnabel

Er ist einer meiner Lieblinge: Der Stinkende Storchschnabel (Geranium robertianum), eine einjährige, unscheinbare Pflanze mit leuchtend rosafarbenen Blüten, die in perfektem Kontrast zum hellgrünen Laub stehen. Er wächst bevorzugt an halbschattigen bis schattigen Stellen mit leicht feuchtem Boden im Wald, unter Hecken, im Park oder im Garten, aber auch in knalliger Sonne an Bahndämmen, in Pflasterritzen oder an der Autobahn. Er hat sehr zartes, fünfteiliges, gefiedertes Laub, das an sonnigen Standorten auch mal knallrot sein kann (dann passt das mit den rosa Blüten ästhetisch nicht mehr ganz so... :-) ). Die kleinen Samen werden nach der Reife mittels Schleudermechanismus sehr effektiv verbreitet. Aufgrund seiner Vorliebe für nährstoffreiche Böden und seiner absoluten Anspruchslosigkeit ist der Stinkende Storchschnabel sehr häufig. Seine Blütezeit beginnt im April und reicht bis in den Herbst. 

 

Nach dem Abblühen der fünfzähligen Blüten bleibt der lange Griffel stehen und wirkt wie der Schnabel eines Storchs. Das hat der gesamten Gattung der Storchschnäbel sowie der Familie der Storchschnabelgewächse (Geraniaceae) ihren Namen gegeben. Seinen Artnamen hat der Stinkende Storchschnabel erhalten, weil jede Berührung der Blätter einen, ähm, etwas strengen Geruch freisetzt. Aber das kann auch an meiner empfindlichen Nase liegen. Andere Menschen empfinden ihn zum Teil als gar nicht so schlimm. Geschmacksache eben.

 

Der Stinkende Storchschnabel ist eine Heilpflanze. Sie enthält viele Gerbstoffe und wird daher in der Naturheilkunde als Durchfallmittel verwendet. Früher wurde sie bei Wunden oder Nasenbluten eingesetzt sowie zum Gurgeln bei Entzündungen im Mundraum. Sie wirkt zusammenziehend, entzündungshemmend blutstillend und wundheilend.

 

Der kleine Stinker sät sich gerne selbst im Garten aus, wenn man ihn denn lässt. Bei mir "wohnt" er in der halbschattigen Ecke und bildet den Unterwuchs für Baldrian, Eisenhut und Co. Letztes Jahr habe ich zum ersten Mal beobachten können, wie eine sehr kleine Wildbiene auf seinen Blüten landete, die Kronblätter auseinander bog und in die Blüte abtauchte. Die Anatomie sowohl der Biene als auch der Blüte waren perfekt aufeinander abgestimmt. Das hat mir nochmal verdeutlicht, wie wichtig es ist, auch den vermeintlichen "Unkräutern" wie dem Storchschnabel ein Bleiberecht im Garten zuzugestehen. Denn sehr viele Insekten sind auf für sie "zugeschnittene" Pflanzen und ihre Blüten angewiesen und das sind eben nicht die glamourösen Züchtungen aus dem Gartencenter.

 

Daher hat er jetzt bei mir einen festen Platz im Beet, neben diversen anderen "Wilden". Wenn ich an meinem Sitzplatz im Garten bin und schreibe, bekomme ich gelegentlich seine Samen ins Auge geschossen, aber was soll's... :-)

Wichtig! Bitte beachten!

 

Ich bin weder Ärztin noch Heilpraktikerin noch Apothekerin. Die in einigen Artikeln beschriebenen Wirkungen von Pflanzen haben lediglich informativen Charakter und beruhen auf dem Wissen aus meiner akademischen Ausbildung als Botanikerin sowie auf eigenen Erfahrungen. Alle Angaben wurden nach bestem Wissen und Gewissen gemacht. Ich übernehme keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben. Es wird ebenso keine Haftung für eventuelle Schäden durch die unsachgemäße Verwendung von Pflanzen und deren Zubereitungen übernommen.

 

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