Das Echte Eisenkraut (Verbena officinalis) ist auf den ersten Blick sehr unscheinbar. Seine kleinen lila Blüten stehen an einem langen, dürren ährigen Blütenstand,
der von unten nach oben abblüht. Die Blüten haben fünf Kronblätter, aber kaum Duft. Der Stängel ist oberhalb der Laubblätter verzweigt. Die Blätter sind länglich, unterseits behaart und zum Teil
tief gelappt. So dürr das Eisenkraut auch aussieht, es kann bis zu 80 cm hoch werden. Das Echte Eisenkraut gehört zu den Eisenkrautgewächsen (Verbenaceae) und blüht zwischen Mai und
Oktober.
Es wächst wild bevorzugt auf sonnig-sandigen oder lehmigen, mäßig trockenen, nährstoffreichen Brachen, an Hecken und Wegrändern und wird aufgrund
seiner unauffälligen "Statur" häufiger mal übersehen. Allerdings ist es im Norden nicht so häufig wie im Süden, da es Wärme schätzt. Ursprünglich stammt das Echte Eisenkraut aus dem
Mittelmeerraum und ist in der Jungsteinzeit mit Beginn des Ackerbaus aus dem Mittelmeerraum nach Norden gekommen, ähnlich wie Kornblume und Klatschmohn. Es hält sich also ganz gerne in
der Nähe des Menschen auf.
Das wars dann auch schon mit der Unscheinbarkeit. Das Eisenkraut ist eine der magischsten Pflanzen schlechthin, ausnahmsweise mal ohne dämonischen Beigeschmack :-)
Es hatte bereits in der Antike eine lange magische Tradition. Die alten Ägypter, Griechen und die Römer nutzten es bei Zeremonien und zur Reinigung der Tempel. In Ägypten war es der Isis geweiht,
in Rom Jupiter. Auch der Name Eisenkraut (früher als Isenkraut bezeichnet) könnte möglicherweise von der Göttin Isis stammen. Auf jeden Fall stand das Eisenkraut aber auch mit Eisen in
Verbindung: Es wurde bei der Eisenhärtung genutzt (als Büschel ins Wasser gehängt, in dem die heiße Klinge abgekühlt wurde) und galt als gutes Heilmittel bei Verletzungen durch
Eisenwaffen.
Die Druiden hatten selbstverständlich auch magische Verwendung für das Eisenkraut: Es gehörte zu den heiligsten Pflanzen neben
Brunnenkresse, Mädesüß und Mistel und wurde ebenfalls für Zeremonien genutzt, aber auch zur Herstellung von Zaubertränken, so beispielsweise eines speziellen Weihwassers.
Zusätzlich war Eisenkraut ein wichtiges Kraut zur Weissagung und ein Talisman für Glück und Ansehen. Und wehe dem, der es einfach
ausreißt, ohne vorher die Elfen um Erlaubnis zu fragen. Oha!
Die hohe Wertschätzung für das Eisenkraut kam aber nicht nur durch seine magischen Fähigkeiten, sondern es hat auch seinen medizinischen Wert, allerdings nur
volksheilkundlich. Eisenkraut wirkt schleimlösend, entzündungshemmend, krampflösend, schweiß- und harntreibend, seine Bitterstoffe regen den Gallefluss an. Es hilft zum Beispiel bei
Entzündungen der Atemwege, Erkältungen, Entzündungen im Mundraum und Wechseljahrsbeschwerden. Es gilt zudem als Nervenmittel bei Stress und nervöser Erschöpfung. Aufgrund seiner
wehenfördernden Eigenschaften sollte es von Schwangeren nicht verwendet werden.
Durch seine vielen positiven Eigenschaften wird es auch diversen Planeten zugeordnet. Die schlichteste Einordnung ist natürlich zu Mars, der über das Eisen
als Metall regiert. Andere erwähnen Jupiter wegen seiner Wirkung auf Leber und Galle, was sich auch in der violetten Blütenfarbe zeigt. Aufgrund seiner magischen und heilkräftigen Wirkungen
passen nach meinem Empfinden am ehesten Venus und Jupiter, aber auch die Sonne.
Man sollte das Eisenkraut übrigens nicht mit der Zitronenverbene (Aloysia citrodora, syn. Aloysia triphylla) verwechseln: Der Strauch gehört auch zur Familie der
Eisenkräuter und wird als "Eisenkraut" oder "duftendes Eisenkraut" gehandelt, ist aber eine komplett andere Pflanze.
Im Garten ist das Eisenkraut ein unkomplizierter Bewohner. Es bleibt jeweils ein paar Jahre an einer Stelle, um dann abzusterben, aber nicht bevor es sich irgendwo
neu ausgesät hat (wenn es ihm im Garten gefällt). Vorzugsweise passiert das zwischen Pflasterritzen oder an anderen unmöglichen Orten. Bei mir marodiert es schon seit einigen Jahren kreuz und
quer durch den Garten und ich lasse es einfach wachsen. Die Bienen freut es und mich auch :-)