In einer abwechslungsreichen Waldlandschaft kann man viele Tiere beobachten. Es braucht nur etwas Ruhe und Geduld.
Im Wald erwartet man eigentlich, auch mal einem Tier
zu begegnen. Nicht gerade Nachbars Hund auf Abwegen, sondern einem wilden Tier. Allerdings passiert das eher selten, denn wir bewegen uns im Wald oft viel zu schnell und zu ungeschickt. Dazu
wird laut und ununterbrochen geredet, unachtsam überall drauf getreten, Musik gehört und womöglich noch großzügig Müll verteilt. So eine menschliche Stippvisite ist für die Tiere
eher wie eine Horde grölender Hooligans, die einmal quer durch ihren Garten marodiert. Die Tiere machen um uns daher verständlicherweise einen großen Bogen.
Aller Anfang ist schwer
Wenn du Tiere beobachten möchtest, musst du als
erstes selber still werden. Wenn du es schaffst, längere Zeit ruhig und an einer Stelle zu verbringen, wirst du über kurz oder lang Tiere beobachten können. Der Sitzplatz (hier findest du eine Einführung zum Thema Sitzplatz) ist hier sehr nützlich, weil er dir hilft, zur Ruhe zu
kommen. Die Gedanken rennen nicht mehr im Kreis, die innere Anspannung, die
man im Alltag oft mit sich herum trägt, lässt nach. Tiere merken so etwas. Wer innerlich angespannt ist, ist oft unachtsam und meist sehr laut und unruhig. Klar, dass die Tiere so einem Störenfried ausweichen. Wenn du zur Ruhe
kommst, bist du mehr in der Gegenwart und wirst weniger als Störfaktor wahrgenommen. Du bist dann im Fluss mit der Umgebung.
Zu Beginn deiner „Sitzung“ wirst du vermutlich noch als Eindringling
wahrgenommen, was vor allem die Vögel kundtun. So sitzt zum Beispiel der Zaunkönig nur ein paar Meter entfernt und zetert. Auch Mönchsgrasmücke und Buntspecht mokieren sich gerne über
die Gegenwart von unsensiblen Menschen. Aber: Je länger du da bist und dich anständig und ruhig verhältst, desto weniger wird geschimpft. Wenn du länger auf einem Platz bleibst, betrachten die Tiere dich irgendwann als Inventar und akzeptieren dich. Dann wirst du nach und nach schöne
Beobachtungen machen können, von der kleinen Maus im Laub über Eichhörnchen und diverse Vögeln bis hin zu Rehen, Füchsen und vielleicht auch mal einem Marder.
Gute Sitzplatzwahl
Wenn du dir einen geeigneten Platz suchen willst, wähle einen, der am Übergang
zwischen zwei Landschaftstypen liegt, also zum Beispiel zwischen Wald und Wiese, Wald und Fluss, Wiese und Teich, etc. Du musst dazu nicht mal vom Weg abweichen. Alle Beobachtungen, die ich
machen konnte, waren an Wegrändern. Allerdings solltest du eine
Zeit wählen, in der der Weg nicht allzu stark begangen wird. Günstig ist zum Beispiel der Morgen oder der frühe Abend. Achte aber darauf, dass du um diese Zeiten keinen Jäger beim Ansitzen
störst. Wähle ausreichend warme Kleidung mit gedeckten Farben,
die nicht raschelt, sobald du dich bewegst. Und nimm eine Unterlage mit, um gemütlich längere Zeit auf deinem Platz sitzen zu können. Der Spaß ist schnell vorbei, wenn du einen nassen oder kalten
Hintern bekommst.
Achte am Platz außerdem darauf, aus welcher Richtung der Wind kommt. Richte deinen
Blick in den Wind, d. h. wenn der Wind dir ins Gesicht weht, können Tiere, die aus dieser Richtung kommen, dich nicht wittern und du hast gute Chancen, etwas zu
sehen. Steht der Wind gut, kannst du zum Beispiel Rehe
beobachten, die in der Nähe vorbeiziehen oder sich sogar zum Wiederkäuen niederlassen. Auch Hasen kommen erstaunlich nahe heran, wenn du still sitzt und der Wind günstig steht.
Wildwechsel, also vom Wild viel begangene Wege, sind ebenfalls ein guter Garant
dafür, dass du über kurz oder lang Tiere zu Gesicht bekommen wirst. Wenn ein Wildwechsel in der Nähe deines Sitzplatzes liegt, um so besser. Nicht nur Rehe, Hirsche und Wildschweine, sondern auch
Räuber wie Marder und Fuchs nutzen sie.
Das Sitzen im Wald ist eine sehr (ent)spannende Erfahrung. Sei aber nicht frustriert, wenn du nicht gleich die supertollen Beobachtungen machst. Es erfordert etwas Übung, für einige Zeit nichts
zu tun und mit sich selbst allein sein zu können. Aber es lohnt sich :-)
Übergang zwischen Wald und Fluss: Hier kann man prima still sitzen und Tiere beobachten. Hinter den Büschen liegt zudem eine offene Fläche, die regelmäßig von
verschiedenen Tieren frequentiert wird.