Der Gundermann

An dieser kleinen Pflanze kommt man im Frühjahr nicht so leicht vorbei. Die hübschen violetten Blüten des Gundermanns (Glechoma hederacea) fallen im frischen Frühlingsgrün besonders auf und er ist nahezu überall zugegen. Der Gundermann gehört zu den Lippenblütlern (Lamiaceae), was an seinen Blüten und auch an seinem vierkantigen Stängel leicht zu erkennen ist. Die Blätter sind nierenförmig und rundlich gezähnelt und ranken an langen Trieben direkt über die Erde, oft verglichen mit dem Efeu (Efeu = Hedera helix, Glechoma "hederacea" = "efeuartig"). Die Blütezeit liegt im April und Mai, wobei die Blütenstände wie kleine Kerzenleuchter aufrecht stehen.

 

Der Gundermann wächst gerne in schattigen und feuchten Bereichen, also an Bachufern, an Teichen, unter Hecken und in (Au)Wäldern. Er ist aber auch auf Wiesen zu finden, meist an den schattigeren Rändern, aber auch an sonnigen Plätzen. Dann bekommt er gerne mal rötlich gefärbte Blätter. Das Rot entsteht durch Pflanzenfarbstoffe, sogenannte Anthocyane, die unter anderem dem Schutz vor UV-Strahlen dienen (oben im Bild sind die roten Blättchen gut zu sehen).

 

Natürlich ist der Gundermann auch eine Heilpflanze. Wie andere Frühjahrskräuter auch ist er ein Kräftigungsmittel und kam traditionell in die berühmte Frühjahrs- oder Gründonnerstagssuppe. Aber er kann noch mehr: Seine Inhaltsstoffe (vor allem ätherisches Öl, Gerb- und Bitterstoffe) wirken entzündungshemmend, zusammenziehend und schleimlösend. Er war früher das Mittel der Wahl bei eitrigen Entzündungen, bei Atenwegserkrankungen, Verdauungsbeschwerden oder Blasen- und Nierenproblemen. Verwendet werden die frischen Blätter, die man das ganze Jahr über ernten kann, die aber im Frühjahr am besten wirken sollen. Für Pferde ist der Gundermann übrigens giftig.

 

Eine magische Komponente des Gundermanns erkennt man in der Aussage, dass ein blühender Gundermannzweig, in der Walpurgisnacht hinter dem Ohr (in der Tasche, etc.) getragen, einem zeigten soll, wer eine echte Hexe ist und wer nur so tut. Hat bei mir nicht geklappt, waren keine Hexen da (außer mir natürlich - huahaha ;-). Kommt wohl auf die Definition von "Hexe" an. Möglicherweise kommt dieser Zusammenhang durch die frühere Verbindung zur nordischen Göttin Freya in ihrer Eigenschaft als Frühjahrs- und damit Fruchtbarkeitsgöttin. Er galt auch als dämonenabschreckend, was an seinem aromatischen Geruch liegen könnte (mit Düften haben es die Dämonen ja nicht so...). Astrologisch gehört Gundermann übrigens zum Mond und zur Venus.

 

Aber auch in der Abteilung der Freßbotanik ist er natürlich vertreten. Gundermann schmeckt ein wenig wie Basilikum mit einem mehr oder weniger starken Hauch Minze (meiner Meinung nach, es gibt bestimmt abweichende Aussagen). Aufgrund seines intensiven Aromas sollte man nicht zuviel Gundermann verwenden, er eignet sich eher als Würzkraut. Außerdem ist er ja, wie oben schon erwähnt, eine Heilpflanze, daher sollte er generell sparsam verwendet werden. Seine bekannteste kulinarische Verwendung ist wohl das Tauchen der Blätter in flüssige Schokolade (schmeckt hervorragend). Ich nutze ihn gerne bei mit Schafskäse überbackenem Gemüseauflauf (ein Gedicht :-) Verwendet werden die Blätter, die am Blütenstand zu finden sind. Die sind am saubersten und haben einen zarteren Geschmack. Die Blätter der Laubtriebe sind ziemlich bitter.

 

Traditionell wird Gundermann frisch gesammelt. Er ist eine prima Bienenweide und wird auch von allerlei anderen Insekten angeflogen. Ich habe ihn im Garten. Kleiner Haken: Wer ihn "freilässt", wird ihn nicht mehr los, denn der kleine Kerl ist sehr expansiv unterwegs, soll aber gut für den Boden sein. Bei mir wächst er im Topf: Immer griffbereit, es bleibt genug für die Bienen übrig und optisch ist er hübscher als ein Pott voll Zierpflanzen ;-)

"Gundi" im Topf.

Der Kriechende Günsel (Ajuga reptans) als heimlicher Doppelgänger des Gundermanns.

Wichtig! Bitte beachten!

 

Ich bin weder Ärztin noch Heilpraktikerin noch Apothekerin. Die in einigen Artikeln beschriebenen Wirkungen von Pflanzen haben lediglich informativen Charakter und beruhen auf dem Wissen aus meiner akademischen Ausbildung als Botanikerin sowie auf eigenen Erfahrungen. Alle Angaben wurden nach bestem Wissen und Gewissen gemacht. Ich übernehme keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben. Es wird ebenso keine Haftung für eventuelle Schäden durch die unsachgemäße Verwendung von Pflanzen und deren Zubereitungen übernommen.

 

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